Der Ablauf eines Assessment-Centers im Überblick

Meeting, Assessment Center, Flipchart, Bewerbung

Der Ablauf eines Assessment-Centers Foto: Geralt / pixabay.com

Viele Bewerber gehen noch immer mit großem Respekt, zum Teil sogar mit Angst in ein Assessment-Center. Mit der richtigen Vorbereitung, kann es aber viel von seinem Schrecken verlieren. Wichtig ist hierbei, dass man sich auf alle Eventualitäten soweit wie möglich vorbereitet.

Der Vorablauf – Das Assessment-Center beginnt bevor es begonnen hat

Bewerber erhalten mit der Einladung oft auch schon einen Plan zum Ablauf. Hierbei werden unter anderem die wichtigsten Aufgaben vorgestellt und wie lange das Ganze dauern soll. Denkbar sind Assessment-Center zwischen einem und drei Tagen. Insgesamt folgt der Ablauf keinem vorgegebenen Plan und es lässt sich auch keine pauschale Aussage dazu treffen, welche Aufgaben und Bestandteile immer oder nie enthalten sind. Umso wichtiger ist es, sich mit möglichst allen in Frage kommenden Aufgaben näher auseinander zu setzen.

Die Vorstellungsrunde

Vielfach wird zu Beginn des Assessment-Centers der Ablauf kurz von den Verantwortlichen vorgestellt. Anschließend stellen sich zunächst die Beobachter, die so genannten Assessoren vor und danach folgen die Bewerber mit ihrer Selbstpräsentation in Form eines kleinen Vortrags. Damit soll ein erstes Kennenlernen ermöglicht und das Eis gebrochen werden. Die Kandidaten werden in der Regel jedoch bereits hierbei bewertet – Also seien Sie auch schon auf die Vorstellungsrunde vorbereitet. Wer sind Sie? Wie alt sind Sie? Woher kommen Sie? Was haben Sie vorher gemacht oder was machen Sie aktuell beruflich? Eine gewisse Individualität wird dabei von dem Unternehmen gerne gesehen, da sie hier schon erkennen können, in wie weit sich die Bewerber voneinander unterscheiden. Empfehlenswert ist es, sich am Unternehmen und der vakanten Stelle zu orientieren, um so Anknüpfungspunkte zur eigenen Vita herauszustellen. Wenn Sie bereits bei Ihrer Vorstellung souverän und sympathisch wirken ist das schon die halbe Miete.

Es gibt auch noch zwei andere gängige Varianten der Vorstellung. Zum einen die Partnerpräsentation, bei der ein Bewerber seinen Sitznachbarn interviewt und ihn den Anwesenden vorstellt und die Gruppenpräsentation, die ähnlich verläuft, nur dass sich hier alle Bewerber ihren beruflichen und persönlichen Hintergrund erläutern und die Ergebnisse anschließend in einer Gruppen präsentieren.

Nach der Vorstellung folgen die Aufgaben

Im weiteren Ablauf werden verschiedene Aufgaben gestellt, die gemeistert werden müssen. Für jede Aufgabe erhalten die Bewerber eine Bewertung, die jedoch zunächst nur die Beobachter kennen. Typische  Aufgaben können zum Beispiel, verschiedene Präsentationsaufgaben, Gruppendiskussionen, Rollenspiele, Case Studies, Stress- und Einzelinterviews, die Postkorbübung, Fragebögen und Wissenstests sein. Zur besseren Vorbereitung haben wir Ihnen die wichtigsten Aufgaben in einem gesonderten Beitrag noch einmal zusammengefasst und erläutert.

Das Interview

In jedem Assessment-Center werden auch immer die bekannten, vielfach sogar gefürchteten Interviews durchgeführt. Dabei handelt es sich bei einem solchen Interview oftmals um ein Gespräch, das in weiten Teilen dem klassischen Vorstellungsgespräch sehr ähnelt. Dementsprechend sollten sich die Teilnehmer auch darauf vorbereiten.

Die Interviews finden in der Regel statt, wenn bereits einige Aufgaben im AC durchgeführt wurden. Somit kann sich das Interview nicht nur auf allgemeine Angaben zu den eigenen Stärken und Schwächen beziehen, sondern auch gezielt nach den bisher erreichten Zielen gefragt werden.

In den meisten Fällen werden Fragen zur Motivation gestellt. Hier kommt es darauf an, dass die Teilnehmer ihren bisherigen Karriereweg so darstellen, dass er möglichst geplant aussieht. Selbst wenn in Wirklichkeit einige unvorhergesehene Ereignisse den Karriereweg in immer andere Bahnen gelenkt haben, sollten diese so dargestellt werden, als seien sie eine Chance für neue Herausforderungen gewesen.

Regelmäßig finden sich in Assessment-Center Interviews auch Fragen zu den persönlichen Stärken und Schwächen. Die Kandidaten sollten sich im Vorfeld wenigstens drei Stärken und etwa zwei Schwächen überlegen. Wer keinerlei Schwächen nennt, wird schnell als überheblich eingestuft. Dennoch sollte man das Hauptaugenmerk auf die eigenen Stärken legen. Idealerweise werden diese in Interviews mit praktischen Beispielen unterlegt, die zusätzlich einen direkten Bezug zu der Stelle aufweisen, um die man sich bewirbt. Bei der Aufzählung der Schwächen kann es durchaus sinnvoll sein, auf Schwächen hinzuweisen, die man früher einmal hatte, aber mittlerweile ablegen konnte.

Nachdem alle Aufgaben und das Interview erfolgreich absolviert wurden, folgt das Abschlussgespräch, das – wie könnte es anders sein – ebenfalls bewertet wird.

Das Assessment-Center Abschlussgespräch

Der wohl klassischste Teil des Assessment-Centers ist das Abschlussgespräch. Die Assessoren vermitteln den Bewerbern dabei gerne den Eindruck, dass sie nun entspannen und dementsprechend frei „von der Leber weg“ reden könnten. Doch dem ist nicht so. Mit solchen Äußerungen wollen Assessoren den Bewerber aufs Glatteis führen, um noch ein letztes Mal alle Belange der Persönlichkeit des Bewerbers zu überprüfen und seine Leistungsbereitschaft und Motivation zu testen.

Häufig wird der Bewerber danach gefragt, was er am Assessment-Center gut fand, was schlecht und wo er noch Verbesserungsbedarf sieht. Außerdem beinhaltet das Abschlussgespräch oft Fragen danach, wo der Bewerber seine eigenen Stärken und Schwächen sieht und wie zufrieden er mit den eigenen Leistungen war. Auch die Frage danach, wie die Mitbewerber beurteilt werden, kommt im Abschlussgespräch sehr häufig vor.

Um nicht auf den letzten Metern noch einen Minuspunkt zu kassieren, sollten Sie im Abschlussgespräch die gleiche volle Konzentration walten lassen wie bei den Aufgaben zuvor. Die ausreichend selbstkritische Darstellung der eigenen Leistungen ist dabei wichtig, ohne aber sein Licht unter den Scheffel zu stellen. Mitbewerber sollten keinesfalls schlecht gemacht werden, besser ist es, besondere Leistungen hervorzuheben, ohne dabei die eigenen Leistungen zu vernachlässigen.

Häufig wird bei länger andauernden Assessment-Centern noch zu einem gemeinsamen Abendessen eingeladen, was wiederum einigen Aufschluss über die Persönlichkeit der Bewerber zulässt.

Die Essenseinladung beim Assessment-Center

Diese Essenseinladung ist nicht ganz eindeutig zu interpretieren. Manche Unternehmen wollen ihre potenziellen Mitarbeiter einfach in gelassener Atmosphäre kennen lernen, andere wiederum bewerten auch die Situation beim Essen selbst. Wird keine genaue Angabe dazu gemacht, welche Ziele mit dem gemeinsamen Abendessen verfolgt werden, sollten Bewerber sich darauf einstellen, dass gleichfalls ihr Verhalten beim Abendessen mit in die Bewertung einfließt.

In diesem Fall müssen einige grundlegende Dinge beachtet werden. So sollten Bewerber natürlich die Grundregeln für das Verhalten in der Öffentlichkeit kennen. Der Umgang mit Messer und Gabel wird ebenfalls vorausgesetzt. Zudem wird beim Essen die soziale Kompetenz des Bewerbers überprüft. Wie benimmt er sich in Gesellschaft, wie gut spricht er dem Alkohol zu, kann er passende Gesprächsthemen auswählen?

Damit Bewerber auch hier erfolgreich punkten können, gibt es einige grundlegende Dinge zu beachten – die richtige Kleidung ist eines davon. Für das Essen sollte man sich umziehen, wobei Frauen darauf achten sollten, nicht zu aufreizend gekleidet zu wirken. Ein wenig overdressed ist aber durchaus akzeptabel. Beim Alkoholgenuss ist Vorsicht geboten, Bewerber sollten sich hier zurückhalten, dürfen aber genauso nicht auf Tee setzen, wenn alle anderen einen Rotwein trinken. Es muss aber in jedem Fall Maß gehalten werden, lieber ein Schluck Wasser mehr und etwas weniger Wein heißt die Devise.

Smalltalk ist ein entscheidendes Thema beim Assessment-Center Essen. Keinesfalls dürfen Themen wie Sex, Politik oder Religion angesprochen werden. Besser sind belanglose Themen, wie sportliche Aktivitäten, die Stadt in der das AC stattfindet oder gute Bücher die man gelesen hat. Bewerber müssen beim Essen darauf achten, nicht zu viel Persönliches preiszugeben, aber auch nicht zu wortkarg zu erscheinen. Sie dürfen sich weder zu sehr in den Mittelpunkt stellen, noch dürfen sie sich in den Hintergrund drängen lassen. Eine Essenseinladung nach dem AC ist also mit fast mehr Herausforderungen gespickt als der gesamte aufgabenreiche Tag.

Nach dem Assessment-Center

Im Verlaufe des Tages tauschen sich die Berater permanent aus und beraten sich am Ende des Tages noch einmal intensiv. Die Beobachter diskutieren oftmals bis in die späten Abendstunden hinein, bis sie eine abschließende Beurteilung aller Kandidaten haben. Im Anschluss erhalten die Bewerber entweder persönlich oder telefonisch Ihre Ergebnisse und ein Feedback zu Ihren Leistungen, welches sie sich auch für künftige Assessment-Center zu Herzen nehmen sollten. Dabei sollten Sie Kritik unbedingt annehmen und als Tipp für das nächste Assessment-Center mitnehmen. Somit können sie beim nächsten Mal besser abschneiden. Keinesfalls darf die Kritik persönlich genommen werden, auch sollte sich niemand zu provokanten Äußerungen hinreißen lassen, selbst wenn er die Stelle nicht bekommen hat.

Damit Sie einen besseren Überblick bekommen, haben wir unten stehend eine beispielhafte Agenda zusammengestellt, die Ihnen einen ungefähren Eindruck vermittelt, wie so ein Assessment-Center ablaufen kann.

Der straff gehaltene Zeitplan ist typisch, es gibt aber zwischendurch mehr Zeit für Erholung, als es auf den ersten Blick sichtbar scheint. So ist bei den Einzelübungen natürlich immer nur ein Teilnehmer gleichzeitig dran, während die anderen Teilnehmer Zeit für eine kurze Erholung haben.

Hier ein Beispielhafter Ablaufplan für ein Assessment-Center:

09:00 Uhr            Begrüßung der Teilnehmer

09:15 Uhr            Vorstellungsrunde / Selbstpräsentation

09:45 Uhr            Vorbereitung auf Gruppendiskussion

10:15 Uhr            Gruppendiskussion (zu einem kontroversen oder aktuellen Thema)

10:45 Uhr            Pause

11:00 Uhr            Postkorbübung

11:30 Uhr            Lösungsvorstellung der Postkorbübung vor Beobachtern

12:00 Uhr            Mittagessen

12:30 Uhr            Bearbeitung einer Case Study zur Präsentation

13:30 Uhr            Präsentationen und Diskussion der einzelnen Case Study Lösung

14:30 Uhr            Vorbereitung auf  Rollengespräche

15:00 Uhr            Mitarbeitergesprächez.B. in derRolle des Vorgesetzten

16:00 Uhr            Kennenlernen von anderen Mitarbeiterndes Unternehmens

16:30 Uhr            Elektronischer Eignungstest

17:30 Uhr            Abschlussgespräch (Feedbackrunde) mit allen Teilnehmern

18:00 Uhr            persönliches Feedback-Gespräch mit den Assessoren

18.30 Uhr            Ende